„Die Lust ging uns verloren, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist.“ Diese oder ähnliche Aussagen höre ich in meiner Praxis häufig. Die Frage, wohin die Lust entschwunden ist, wie sie wieder „hergestellt“ und vor allem aufrechterhalten werden kann, beschäftigt sehr viele Menschen. Ganz unabhängig vom Geschlecht, dem Alter oder der gewählten Beziehungsform.

Zunehmend betrifft sie Menschen, die noch nicht lange in einer Beziehung leben. Bei allen löst diese Situation Unsicherheit, Frust und zuweilen auch Scham aus.

Die Erfahrung, die die meisten Menschen machen, ist: Sexuelle Lust entsteht nicht auf Knopfdruck. Man kann sie noch so sehr wollen. Das „Wollen“ kommt deshalb noch nicht.

In einem Teufelskreis

Sexuelle Lust und Sexualität im Allgemeinen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus Körper, Psyche, Beziehung und Alltag. Stress oder Überforderung im Beruf oder im Alltag sind oft Faktoren, die die Lust auf Sex oder sexuelle Begegnungen hemmen oder sogar blockieren.

Aber auch (unausgesprochene) Konflikte oder Unzufriedenheit mit dem eigenen oder dem anderen Körper wirken sich negativ auf die Lust aus. Gleichzeitig hat die fehlende Lust und damit verbunden die fehlende Sexualität negative Auswirkungen auf die Beziehung und auf das eigene Selbstbild.

So formt sich häufig ein Teufelskreis: Erwartungsdruck macht Stress, Stress führt zu (noch) weniger Lust, dies zu Frust in der Beziehung und schließlich zu Rückzug und viel Unsicherheit auf beiden Seiten.

Wie kommt man da raus?

Lust wächst, wo es möglich ist, wieder mit Neugier und Offenheit zusammenzufinden. Auch wenn die äußeren Umstände nicht veränderbar sind, kann es hilfreich sein, sich zu fragen: Wie ist früher Lust entstanden? Wann haben wir uns einander nahe gefühlt? Wo sind wir uns begegnet, und wie war da jeweils die Stimmung?

Die meisten Menschen stellen dabei fest, dass Kommunikation ein wesentlicher Aspekt ist, der in vielen Beziehungen zu kurz kommt. Wenn Menschen beginnen, sich mehr Raum und Zeit füreinander zu nehmen, kann sich in der Beziehung vieles zum Besseren wenden.

In einer Abendstimmung finden zwei Hände zueinander.
Oft zeigt sich: Es ist gar nicht unbedingt der Geschlechtsverkehr, der fehlt, sondern Nähe und Berührung.

 

Sich wieder füreinander zu öffnen, ehrlich über Wünsche, Unsicherheiten und Grenzen zu sprechen – nicht nur im sexuellen Sinne –, verändert oft die Beziehung. Es entwickelt sich frische emotionale Nähe und mehr Verbundenheit. Viele erleben erstmals seit Langem, dass gegenseitiges Zuhören an die Stelle von Beschuldigungen tritt. Das ist die Basis, um gemeinsam neue Wege auszuloten, wie die Beziehung gelebt werden will.

Eine Erkenntnis in der gemeinsamen Arbeit ist häufig auch, dass es gar nicht unbedingt der Geschlechtsverkehr ist, der fehlt – sondern Nähe, Berührung und Intimität im weitesten Sinne. Das zu verstehen und zu spüren, schafft Raum für Neues und kann der Lust förderlich sein. Wohingegen die Idee, immer Lust haben und funktionieren zu müssen, blockiert. Sich von dieser Erwartung zu lösen, bringt Entlastung und schafft Freiräume.

Mein Angebot an Sie

Lust zu spüren, ist kein selbstverständlicher Dauerzustand, sondern eine Erfahrung, die Pflege braucht und die es manchmal auch neu zu entdecken gilt.

In meiner Praxis begleite ich Sie auf dieser Entdeckungsreise mit Geduld, Offenheit, Wertschätzung und auf Augenhöhe. Ziel ist, dass Sie Ihre Sexualität besser verstehen lernen – damit Sie sie wieder mehr gestalten und genießen können.

Zur Sexualtherapie und Sexualberatung

Bildnachweis
Headerbild: getty-images-CP, Unsplash
Bild im Text: jsb-co-UqgvTCWiwSE, Unsplash